Samstag, 17. November 2007

Mittlerweile schon beinahe 24 Breitengrade - Teil III

An einem Sonntag sollte es nun endgueltig losgehen. Aber als die Abfahrt nun dann eh schon mal wieder einen Tag aufgeschoben war, konnten wir uns auch am Sonntagmirgen auch noch das Rugby-Worldcup Finale anschauen. Ich verstehe ja mittlerweile sogar wie dieses Spiel funktioniert, aber irgendwie bin ich trotzem nicht so ganz scharf drauf mit diesen Stiernacken auf dem Feld zu tauschen. Jedenfalls gab es schlussendlich eine Revange der Suedhmisphaere und Suedafrika hat England zerlegt. Die All Blacks waren ja schon im Viertelfinale rausgeflogen. (Was ist der Unterschied zwischen einem Teebeutel und den All Blacks? - Einer bleibt laenger im Cup......ein Witz ueber den nur wenige Kiwis lachen koennen.)

Nun lichteten wir den Anker, bzw. loessten die Leinen aber nur um eine knappe halbe Stunde spaeter wieder den Anker rauszulassen, um am naechsten Morgen endgueltig die Insel zu verlassen. Wir legten die restlichen Devisen noch in Bier an und ueberredeten die Wirtin der Strandbar der vorgelagerten Insel uns noch zwei Laib Brot zu verkaufen. Und dann folgte die letzte ruhige Nacht. Auch die Naechte vor Anker und im Ahfen sind nicht wirklich normal, da man aufgrund der engen Kojen bei jedemmal umdrehen aufwacht.

Und dann gieng es endlich los. Durch einen engen Kanal hinaus durch das Korallenriff, der Motor kaempfte ziemlich mit der hereinkommenden Flut und die Palmen wurden immer kleiner. Dann gieng es noch herum um das Kap und wir nahmen Kurs auf Neuseeland. Kurs 212 (das sind Winkelgrade zu Nord)- und wir hielten diesen Kurs fuer 9 Tage.

Und dann merkt man langsam wie alles wackelt und schaukelt. Zuerst ist es unpraktisch, aber nach einer Weile macht der Gleichgewichtssinn nicht mehr mit. Der Magen dreht sich um und es geht einem einfach hundsmiserabel. Und dann wird Neptun geopfert und die Fische gefuettert. Das ist das einzige das hilft. Hunger hat man keinen und nur etwas zu trinken kostet eine gewaltige Ueberwindung und Anstrengung. Daher faengt dann auch bald das Kopfweh an weil man anfaengt zu dehydrieren.

Angeblich soll Ingwer gegen Seekrankheit helfen, roh gekaut, karamelisiert, als Tee, Ingwerkekse. Bei mir hatte dieses Zeug nachher den gegenteiligen Effekt, ich werde es wohl mein leben lang nicht mehr riechen koennen. Mir kommt es mittlerweile schon hoch nur an Ingwer zu denken oder die Aufschrift "Gingersomething" zu lesen. War also nichts. Das einzige was hilft ist Augen zu und durch, versuchen zu schlafen bis es vorbei ist.

Es war dann auch wirklich besser am dritten Tag. Der Koerper hatte sich langsam an das schaukelnde Schiff gewoehnt und der Hunger kam wieder. Leider auch eine Sturmfront, die dann ueber uns hinweggefegt ist mit Windgeschwindigkeiten von 45 Knoten (Seemeilen/h ~70 km/h). Dann war es wieder unangenehm, weil es jetzt wirklich gewackelt hat und ab und zu kommt eine Welle quer und knallt so richtig gegen das Schiff und es gibt einen Riesenschlag und alles steht quer. Das ist vor allem nervig.

Leider hatten wir wenig Glueck mit dem Wetter. Zwei Sturmfronten sollten uns begegnen. Beide ziemlich unvorhergeatgt bzw viel frueher als vorhergesagt. Aber man kann nur durch, viel laesst sich da nicht tun.

Da wir zu dritt an Bord waren konnten wir nachts mit 2h Schichten segeln. Das ist an sich das anstrengenste am Bordleben. Wir hatten zwar einen Autopiloten aber der sollte beaufsichtigt werden, da er manchmal ausflippt und schnell eingegriffen werden muss. Wenn es eine ruhige Nacht ist gibt es nicht viel zu tun. Sterne angucken, den Horizont nach Lichtern absuchen die sowoeso nicht kommen, weil einfach niemand dort draussen ist.

Die Checkmate ist fuer eine Segeljacht relativ gross, natuerlich nicht zu vergleichen mit Millionenteuren Superjachten, sondern eher langsam, aber dafuer mit relativ viel Platz und einem geschlossenen Cockpit - was ich nachher ziemlich zu schaetzen lernte. Sie wiegt 32 Tonnen und hat einen Betonrumpf - ja richtig gelesen, aus Stahlbeton. Einen kraeftigen Dieselmotor - dazu spaeter mehr, mehrere Tonnen Diesel an Bord und zwei Tonnen Wasser. Wobei Tony das Wasser seit Tahiti nicht mehr aufgefuellt hatte un es schon ziemlich abgestanden und schal geschmeckt hat. Irgendwie war das wie vor Madagskar: In den Faessern faulte das Wasser - nur war die Pestilenzrate bei uns niedriger und es gieng auch keiner ueber Bord.

Das Abenteuer hatte aber eben erst begonnen. Puenktlich zum hereinbrechenden Sturm brach naemlich auch der Motor zusammen, oder eher er gab seinen Geist auf. Und ddas bedeutete hinunter in den Maschinenraum, dunkel, oelig und es wird einem nach einer Weile dort unten bei allem rollen und stampfen einfach irgendwann wieder ganz anders. Und diese Pechstraehne setzte sich fort, erst verreckte der Anlasser, dann der Ersatzanlasser und so weiter und so fort. Der Grund des Uebels war der Auspuff. Da der Motor eigentlich ein Traktormotor ist und maritimisiert wurde - also fuer den Einsatz in einem Boot umgebaut wurde - was uebrigens meistens der Fall ist bei sehr vielen Bootmotoren - ist die Konstruktion etwas bloede.

Ein Bootsmotor wird gekuehlt mit Seewasser, das an Bord gepumpt wird und ueber einen Waermetauscher das Kuelwasser kuehlt. Danach verlaesst es das Boot wieder ueber den Auspuff. Man kann sich die korrosive Wirkung von Seewasser in Verbindung mit Abgasen vorstellen. Unser Auspuff war nun ueber dem Anlasser und ist durchgerostet. So, das hies ein permanenter Strom Salzwasser plaetscherte ueber den Anlasser in die Bilge, die Bilgenpumpe hatte schwehr zu arbeiten und irgendwann verreckt der beste Elektromotor im Salzwasser. So verlies uns unser Antrieb nach mehreren Tagen und verschiedenen Rettungsversuchen vollends un wir waren auf unsere Segel und den Wind angewiesen.


Fortsetzung folgt....